Im Idealfall beginnt die stationäre Reha unmittelbar nach dem Krankenhausaufhalt und dauert drei Wochen. Falls medizinisch angeraten, kann die Dauer verkürzt oder verlängert werden. Bei neurologischen und psychosomatischen Rehabilitationsmaßnahmen ist die Dauer meist länger. Ziel dieses frühen Beginns ist es, den Verlauf des Genesungsprozesses ständig zu beobachten und medizinisch und therapeutisch zu unterstützen. Der Übergang von der Klinik in die stationäre Reha läuft jedoch oft nicht ohne Probleme.
Eines der Probleme beim Ablauf der stationären Reha ist die oft zu frühe Entlassung aus dem Krankenhaus. Verblieb der Patient früher bis zur Entfernung der Nahtfäden in der Klinik, so haben sich heute die Liegezeiten erheblich verkürzt. Patienten werden häufig entlassen, sobald ein Infektionsrisiko ausgeschlossen werden kann. Die weitere Wundversorgung übernimmt der nachbehandelnde Arzt oder die Rehabilitationseinrichtung. Dies führt letztlich dazu, dass viele Patienten, die in die stationäre Reha überwiesen werden, körperlich oder seelisch noch nicht in der Lage sind, aktiv an den Therapieangeboten teilzunehmen.
Während 2003 rund 95 Prozent der Patienten von orthopädischen Einrichtungen bereits am ersten Tag der stationären Reha an der Physiotherapie teilnahmen, waren es 2010 nur noch etwa 60 Prozent. Von der Dauer der Rehabilitationsmaßnahme werden so oft bis zu vier Tage eingebüßt, in denen der Patient aufgrund des Wundstatus nicht oder nur teilweise therapierbar ist.
Ein weiteres Problem ergibt sich aufgrund mangelnder Rehabilitationsplätze. Patienten, die nach der Operation nicht sofort mit der Reha beginnen können, sondern zunächst in ihren eigenen Haushalt zurückkehren, da keine Therapieplätze frei sind, sind häufig mit den an sie gestellten Aufgaben wie etwa der Thrombosevorsorge überfordert.
Am Anfang der stationären Reha steht die Prüfung der Behandlungsakten durch die medizinische Leitung der Rehabilitationseinrichtung. Diese entscheidet über die Behandlungsschwerpunkte. Im Anschluss erfolgt die Kontaktaufnahme zum Patienten, dem dann Informationsmaterial über die Klinik sowie die Tagesabläufe ausgehändigt werden. In den meisten Fällen erfolgt dann ein Rundgang durch die Räumlichkeiten und Behandlungsorte der Klinik. Diese Führungen werden entweder vom Klinikpersonal oder von Patientenpaten durchgeführt, die oft auch als Ansprechpartner für die Patienten dienen.
Noch am gleichen Tag oder am zweiten Tag erfolgen psychologische oder physiologische Tests zur Kontrolle der von der Klinik oder dem behandelnden Arzt erstellten Diagnose. Zudem wird das medizinische Personal der Klinik den Patienten nach seinem beruflichen Status sowie nach seiner persönlichen Lebenssituation (soziale Situation, Lebensumfeld) befragen, um den derzeitigen Gesundheitszustand zu überprüfen und den Therapiebedarf festzustellen. Auf Basis der erhobenen Daten wird schließlich der Therapieplan erstellt.
Im Reha-Alltag durchläuft der Patient gemäß eines exakten Stundenplans verschiedene therapeutische Maßnahmen. In der Frühe finden meist leichte Sportangebote statt, um den Kreislauf anzuregen. Abhängig von der Problemlage des Patienten folgen im Tagesverlauf physiotherapeutische, sporttherapeutische, psychotherapeutische oder logopädische Angebote, Gesundheitstraining und Gesundheitsberatung sowie Entspannungsverfahren. Gesundheitssport wie Wandern, Nordic Walking, Aqua-Gymnastik, Joga oder Schwimmen ist häufig ebenfalls in den Ablauf einer stationären Reha integriert.
Eine psychologische Betreuung durch geschulte Psychologen oder eine Ernährungsberatung kann ebenfalls in Anspruch genommen werden. Auch Freizeitangebote wie etwa Mal- oder Bastelkurse, Musikangebote oder Ausflüge werden Patienten einer stationären Reha in vielen Fällen angeboten. Viele Rehabilitationszentren verfügen zudem über Wellnessbereiche mit Sauna und Sportgeräten.
Der Sozialdienst steht sowohl den Patienten als auch den Angehörigen während der Reha unterstützend zur Seite. Speziell in der stationären Reha gibt es auch eine Pflegeberatung, die Patienten und Angehörige während und über die Reha hinaus zum Thema Pflegebedürftigkeit berät.
Wichtig für den erfolgreichen Ablauf einer stationären Reha und für eine langfristige Sicherung des Rehabilitationserfolges ist die Vorbereitung auf den Alltag. In abschließenden Gesprächen mit dem Patienten werden diesem Verhaltenstipps für den Alltag vermittelt, Risikofaktoren benannt sowie Ratschläge erteilt, wie der Patient mit diesen Risiken umgehen kann.
Für Patienten, die nach der stationären Reha wieder ins Berufsleben einsteigen wollen, empfiehlt sich eine medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) im Anschluss an die stationäre medizinische Rehabilitation. Leistungen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation umfassen die Belastungserprobung, Arbeitserprobung, das Berufs- und Arbeitstraining, berufliches Assessment sowie, falls eine berufliche Umorientierung nötig ist, die Berufsfindung.
Im Anschluss an die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation stehen dem Patienten bei Bedarf umfangreiche Leistungen zur Berufsförderung, auch als „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ bezeichnet, zur Verfügung, die ebenfalls von der Deutschen Rentenversicherung finanziert werden. Dazu gehören Leistungen zur Förderung der Arbeitsaufnahme wie etwa Umzugskosten oder Trennungsbeihilfen, Hilfsmittel und Arbeitshilfen im Betrieb, die Kostenübernahme von Probebeschäftigungen und Eingliederungszuschüssen an den Arbeitgeber, die Finanzierung von Anpassungs-, Fortbildungs-, Ausbildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie ergänzende Leistungen wie Übergangsgeld oder Prüfungsgebühren.
Guido Maiwald